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Mittwoch, 20. April 2011

Zurück auf den Philippinen


Mit nur relativ kurzen Stopps fliegen wir von Perth über Kuala Lumpur nach Manila und weiter nach Cagayan de Oro. Irgendwie empfinden wir die vielen Leute auf kleinem Raum, die Abgase und schlechte Luft, die Feuchtigkeit und der konstante Lärmpegel viel krasser als wenn wir von der Schweiz kommen. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass wir in der Stadt leben (auch wenn Cagayan de Oro eine recht überblickbare Stadt ist) und der Unterschied zum schwach bevölkerten Australien auch viel grösser ist. Sobald wir etwas ausserhalb, in “unserem” Calaanan sind, ist es schon besser.
Wir kommen rechtzeitig für die Graduation (Abschlussfeier) der High School und wohnen so drei Feiern an verschiedenen Orten bei. Auch wenn wir irgendwo im Hintergrund bleiben möchten- sie bitten uns immer auf die Bühne oder zu den Schulleitern und Behördenvertretern (ist ja nett gemeint). Konkret heisst das, jedem der High school Abgänger die Hand zu schütteln, insgesamt also etwa 700-800 Jugendlichen.
Hände schütteln..                         Auszeichnungen umhängen...

Es ist schön und sowohl für Schüler wie auch für die Stiftung ein Erfolgserlebnis, wenn die obligatorische Schulzeit abgeschlossen wurde. Die meisten haben auch gute Noten und auch wenn es nicht für ein College Studium reicht, so hoffen wir, dass sie trotzdem bald eine Arbeit finden.
Unsere Batulong High School Abgänger in Calaanan

Da die grösseren Geschäfte und Restaurants aber nur Mitarbeiter ab 18 Jahren einstellen, bleibt für viele der 16-17jährigen nur ein Übergangsjob in einer kleinen Kantine oder einem kleinen Geschäft. In Zukunft wollen wir unsere Konzentration vermehrt darauf richten, kurze Ausbildungskurse (1-2 Jahre) mit Hauptausrichtung praktische Berufe für diese Batulong-Jungendlichen zu finden. Dies ist ein ganz neues Gebiet für uns und scheinbar auch für Thata und Lynnette und es wird uns immer wieder klar, wie viel wir noch lernen müssen. Geplant ist zudem von der staatlichen Schulbehörde in zwei Jahren die Einführung der Senior High school, eine zweijährige High school mit pratischem Hauptgewicht. Wir haben noch etwas Zeit, uns zu informieren, aber es kommen spannende (und teure?) Zeiten auf uns zu. 
die “alten” College-Studenten. Ehiel, ganz links, wird nächsten März ihre College-Ausbildung abschliessen. Wir sind stolz auf sie, dass sie Mutterschaft und Ausbildung unter einen Hut bringt- ohne die Hilfe ihrer Mutter und ihres Bruders wäre das wohl viel schwieriger.
Die anderen Studenten sind seit einem Jahr an einem College und studieren Ingenieur, Lehrer, IT und ein Mädchen muss sich noch entscheiden, weil es die Richtung wechseln will.
Ein Teil unserer “neuen”: Sie gehen eher in Richtung Elektrotechniker, Hotelmangement, Architektur und Lehrer.

Es freut uns, 6 neue College-Studenten aufnehmen zu können. Weiter haben noch zwei Studenten, die bis jetzt noch nicht von uns unterstützt wurden, die Aufnahmeprüfung an ein College gemacht. Wenn sie ein Teilstipendium erhalten (was unsere neuen College-Schüler fast ausnahmslos erreicht haben) und bereit sind, ein paar Stunden an der Schule zu arbeiten (es gibt da kleine Jobs und die Studenten erhalten dann eine Reduktion des Schulgeldes) werden wir auch sie aufnehmen. Um es ganz direkt zu sagen: College Studenten sind sehr teuer und wir sind dort an unserem finanziellen Limit. In Zukunft werden wir noch mehr sieben müssen, so leid uns das tut. *
Bei den Primar- und Sekundarschülern konnten wir rund 50 neue Schüler aufnehmen.
Aber das sind alles nur Zahlen - ein paar Geschichten aus dem Batulong-Alltag:
Vor zwei Jahren berichteten wir in unserem Blog von einer Familie, deren Haus Opfer eines Grossbrandes wurde. Die Mutter hatte gerade einige Monate vorher den Mann verlassen und ihre Kinder bei ihm zurückgelassen und da war also Jane Rose als 14jährige, die einzige Frau im Haushalt, mit dem Vater und drei kleineren Brüdern. Und nun, zwei Jahre später, steht sie da an der Graduation mit super Noten und wird in den nächsten 4 Jahren das College besuchen. Ihre Stiefmutter war da und es scheint uns ein bisschen wie ein Happy End.

Jane Rose mit Mäge; rechts: Roxan und Darlene

Roxan, eine andere angehende College-Studentin, hat nicht so viel Glück. Sie ist aus einer Grossfamilie aus der Nachbarprovinz und sie kam bis jetzt zusammen mit 2 Geschwistern bei ihrer Tante unter. Diese hat nun angeblich keinen Platz mehr für die Kinder und wir versuchen, etwas für sie zu finden. Obwohl Roxan so talentiert ist und einige Medallien an der Graduation erhielt, kam keines ihrer Verwandten. Hoffentlich können wir ihr wenigstens von Seiten von Batulong zeigen, wie sehr wir sie schätzen und es uns nicht egal ist, wie es ihr geht.
Leider gibt es immer in paar Kinder, die massiv die Schule schwänzen und auch nach diversen Warnungen von Seiten der Lehrer und von Thata weiterhin nur etwa 3 Tage pro Woche zur Schule gehen. Wir sind der Ansicht, dass wir das Unterstützungsgeld lieber einem Kind zukommen lassen, das auch die Chance wahrnimmt, zur Schule zu gehen.
Es gibt auch den positiven Fall, dass eine Familie unsere Unterstützung nicht mehr braucht, weil der Vater eine gutbezahlte Arbeit im Ausland hat. Dies freut uns und auch hier kommt das Geld einem neuen Batulong-Kind zu Gute.
Vince muss sein Auge operieren lassen. Vor vier Jahren traf ein Kügelchen der zum Spielen benutzten Luftgewehre sein Auge und nun hatte er schon seit einiger Zeit immer stärkere Beschwerden, Kopfschmerzen usw. Die Lehrerin kontaktierte unsere Sozialarbeiterin und diese fand heraus, dass sein Auge das Problem ist - er hat durch die Verletzung eine Linsentrübung, einen grauen Star und muss die Linse ersetzen. Eigentlich hätte er nur noch einen letzten Check-up vor der Operation, aber seit mehr als einem Monat geht nichts - die Mutter hat immer irgendwelche Ausreden, warum sie noch keine Zeit hatte, mit dem Jungen zu den German doctors zu gehen. Wir werden nach der Osterwoche, wenn wir wieder da sind, alle zusammen vorbeigehen und etwas Druck machen. Warum hier viele Eltern so gleichgültig sind in Bezug auf ihre Kinder können wir nicht verstehen.
Der Grossteil unserer Arbeit hier ist im Moment organisatorischer Natur: Entscheidungen treffen zu Aufnahme von Kindern ins Hilfswerk oder Reaktionen auf Probleme. Zum Beispiel versuchen wir schon seit Jahren !! eine Landkarte mit Strassen von den Phasen 1-3 der Relocation area zu bekommen. Nach wie vor ist alles, was wir haben, google maps (mit Stand 2005 oder so, also mit praktisch keiner Überbauung), Mäge’s GPS-Daten mit Punkten, wo unsere Beneficiaries wohnen und Thata’s Wissen, wo ungefähr jemand wohnen könnte (weil er in der Nähe von xy wohnt). Die Adressen sind mit Blocks und Lots angegeben, aber nur ganz selten stehen diese Angaben auch auf Häusern, so dass man sich orientieren könnte. Wir haben nun einen offiziellen Antrag gestellt (ging erst, nachdem wir als Organisation hier registriert waren) und wer weiss, vielleicht kriegen wir die Karten tatsächlich noch diesen Sommer (es ist Sommer hier)

Wo jetzt noch Ziegen Gras fressen, werden hoffentlich bald die ersten Baubewegungen stattfinden.
Eigentlich hatten wir erwartet, dass ein Teil des Hauses schon stehen würde, wenn wir wieder auf die Philippinen kommen. Aber wir haben nicht mit dem Bürokratie-Parcours und der Gemächlichkeit der Filipinos gerechnet. Wir sind froh, dass sich Thata um die Details kümmert und nehmen es einfach so, wie es kommt.  Der momentane Stand ist: der Inspektor, der sicherstellen sollte, dass noch nichts gebaut wurde, bevor die Baueingabe gemacht wurde, wird zwar schon seit mindestens einer Woche erwartet, ist aber bis jetzt noch nicht erschienen. Da nächste Woche “holy week” ist, besteht wenig Hoffnung auf ein Kommen von seiner Seite. Es wurde mal versprochen, dass die Bauarbeiten nach Ostern beginnen würden. Für positive Überraschungen sind wir immer zu haben :-) Wir rechnen grob damit, dass das Gebäude im September benützt werden kann. Man muss einfach Geduld haben hier- irgendwann wird alles mal fertig.

Jetzt haben wir nochmals ein bis zwei Ferienwochen eingeschaltet mit Tauchen und Freunde treffen in Romblon. Für Thata und Lynnette ist es auch eine gute Zeit die Dokumentation unserer Batulong-Kinder auf Vordermann zu bringen. Für den 19. - 21. Mai hat Lynnette ein Teambildungs-Camp für die 3. und 4. Stufen High School Schüler geplant. Sie wird unterstützt von unseren bisherigen College-Studenten (können üben und sich als Leiter bestätigen) und natürlich Thata. Wir sind sehr gespannt und freuen uns schon darauf. (Bericht wird folgen!)

Batulong Team beim Arbeiten


* Falls jemand eine Patenschaft für College-Studenten übernehmen möchte: 100 Franken im Monat decken alle Kosten inklusive Transport in die Stadt, Material und Uniform usw. sowie die Betreuung durch unsere Mitarbeiterinnen ab.
Zukünftig wollen wir die Anforderungen erhöhen und nur noch Schüler mit Teilstipendien aufnehmen - nächstes Jahr schliessen über 30 von Batulong unterstützte Schüler die High School ab und wenn davon 1/3 die 85% Hürde schaffen würde sind es einfach unverhältnismässig hohe Kosten die auf Batulong zukommen würden. Unverhältnismässig im Sinn von Anzahl unterstützter Kinder - mit den jährlichen Ausgaben für einen College Studenten (ohne/mit geringen Stipendien) könnten wir mindestens 10 Kindern ein Jahr Grundschule finanzieren.

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